Workshop „Sozial-ökologische Transformation in Kommunen gestalten“

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01.10.2025

Welche Möglichkeiten gibt es Klimaschutz auf kommunaler Ebene geschlechtergerecht zu gestalten?

Die Bundesstiftung Gleichstellung veranstaltete am 18. und 19. September 2025 einen Fachtagung zu ihrem Fokusbereich Strukturwandelregionen.

Unter dem Titel „In guter Gesellschaft?! Gleichstellungspolitische Chancen und Herausforderungen in Strukturwandelregionen“ diskutierten 75 Teilnehmende aus Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft über Umsetzung, Gelingensbedingungen und Herausforderungen von Gleichstellung im Kontext von Strukturwandelprozessen (Tagungsdokumentation auf der Seite der Bundesstiftung).

Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung sind ein Treiber von Strukturwandel. Strukturwandel ist damit unmittelbar verknüpft mit der sozial-ökologischen Transformation. Ein Workshop beschäftigte sich daher auf Basis des Vierten Gleichstellungsberichts mit den Möglichkeiten Klimaschutz geschlechtergerecht zu gestalten. Da Klimaschutz häufig kommunal umgesetzt werden muss, wurde in dem Workshop die kommunale Ebene angesprochen.

Der Workshop „Sozial-ökologische Transformation in Kommunen gestalten: Gleichstellung und Klimapolitik zusammendenken“, moderiert von Dr. Johanna Storck, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bundesstiftung Gleichstellung, beleuchtete, wie Maßnahmen der Klimapolitik geschlechtergerecht gestaltet und Kooperationen zwischen Gleichstellungs- und Klimaschutzakteur*innen auf kommunaler Ebene gestärkt werden können.

Dazu stellte Pat Bohland von LIFE e.V. das Projekt Gender Mainstreaming für kommunalen Klimaschutz vor. Ziel ist es, bestehende Klimaschutzmaßnahmen in den teilnehmenden Kommunen geschlechtergerecht weiterzuentwickeln und kommunale Mitarbeitende für Gender Mainstreaming zu sensibilisieren. In 15 Modellkommunen werden dafür konkrete Maßnahmen erprobt, z. B. in den Bereichen Mobilität, Energie oder Fachkräftesicherung. Unterstützt werden die Beteiligten durch Materialien wie Checklisten, Kommunikationsleitfäden oder ein Gender Impact Assessment Tool. Beim Workshop stellten Mitarbeitende aus dem Klimaschutzmanagement dreier Modellkommunen ihre Maßnahmen und Erfahrungen mit dem Projekt vor. Sina Englert (Klimaschutzmanagement, Stadt Rüsselsheim), Lina-Luise Hölter (Klimaberatungszentrum, Stadt Oldenburg) und Simone Krischke (Referat für Klima- und Umweltschutz, Landeshauptstadt München) berichteten von ihrer Arbeit in der Stadtverwaltung.

Die Vorstellung der Maßnahme aus der Stadt Oldenburg fokussierte sich darauf, wie das Informationsangebot zu Altbausanierungen neugestaltet wurde. Dazu führte LIFE e.V. ein Gender Training vor Ort durch. Eine zentrale Erkenntnis aus dem Training war, dass Informationen alltagsnah, niedrigschwellig und zielgruppenspezifisch aufbereitet sein müssen – etwa für Menschen mit Sorgeverantwortung. Vorträge nur für Frauen, neue Anspracheformate und dezentrale Veranstaltungsorte sollen helfen, mehr Menschen zu erreichen.

Die in Rüsselsheim durchgeführte Maßnahme des „klimaTischs“ bezweckt, durch verschiedene Veranstaltungsformate rund um Nachhaltigkeit, wie einem Kleidertausch oder einem Klima-Café, einerseits über Klimaschutz und Umweltbewusstsein zu informieren. Als Nebeneffekt ist beabsichtigt, dadurch verschiedene Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder anderer Merkmale, zusammenzubringen und so den sozialen Zusammenhalt zu stärken.

Bei der Vorstellung der Münchner Maßnahmen (einem integrierten Quartiersansatz und einem Runden Tisch zur Fachkräftesicherung) ging es vor allem darum zu zeigen, wie in einer derart großen Verwaltung eine übergreifende Vernetzung der verschiedenen Akteur*innen gelingen kann. Mehrere mit dem Thema Klimaschutz, Klimaanpassung und Gleichstellung befasste Referate und Personen galt es zu vernetzen, für eine querschnittliche Berücksichtigung dieser Themen zu sensibilisieren und damit die übergreifende Zusammenarbeit zu stärken.

Erste Ergebnisse des übergreifenden LIFE e.V.-Projekts zeigen, dass geschlechtergerechte Klimapolitik lokal insbesondere dort Wirkung entfalten kann, wo sie die Lebensrealitäten der Menschen vor Ort – etwa in Sorge- oder Erwerbsarbeit – mitdenkt. Deutlich wurde aber auch: Die kommunalen Teams sind oft stark belastet, und die gemeinsame Bearbeitung von Querschnittsthemen wie Gleichstellung und Klima braucht neben persönlichem Engagement der Teams auch ausreichende Ressourcen.